Zurück zum ersten Teil

Alle Planungen, Vorbereitungen und notwendigen Maßnahmen sind abgeschlossen. Malefitz vom Feensteins schwerer Stoßtrupp nebst Hilfstrupps stehen bereit um los zu schlagen. Die Hilfstruppen haben schon begonnen, eine Schneise in den magischen Wald zu schlagen und dank Malefitz‘ Verzauberungen kommen sie auch gut voran. Der Wald, der vorher jeden Eindringling sicher vom verfluchten Schloß König Haralds abgehalten hat, leistet den verzauberten Äxten, Macheten und Sägen der Hilfstrupps von Malefitz keinen nennenswerten Widerstand mehr. Die Dornenranken und verwunschenen Bäume und Sträucher wuchern auch nicht mehr hinter den Holzfällern wieder zu. So entsteht relativ schnell eine breite Zufahrt zum Schloß, die bequem zu Fuß oder per Pferd zu nutzen ist.

Im Schloß König Harald macht sich mittlerweile Panik breit. Der Lärm der Fällarbeiten und das lichter werden des Waldes ist den Schloßbewohnern nicht verborgen geblieben. Es ist ihnen nicht gelungen, auch nur eine der Statuen wieder zu erwecken, so daß das ganze Schloß nur von nutzlosen Statuen, einem Königspaar mit Tochter, Schneewittchen und fünf der Zwerge bewohnt und gehalten wird. Harald hat den Zwergen ein paar Kampfkniffe beigebracht, die er noch von seiner Ausbildung kannte und sie mit einigen Sachen aus dem Arsenal ausgestattet, aber sie sind alle keine vollwertigen Soldaten. Sie haben sich aber alle geschworen, dem Feind so lange wie möglich die Stirn zu bieten.

Dann ist es soweit. Malefitz steht mit ihren Truppen vor dem Tor des Schlosses. Sie hat es sich nicht nehmen lassen, persönlich dabei zu sein, wenn ihre Schergen Schneewittchen einfangen. Und natürlich auch, um sicher zu gehen, das nicht wieder irgendetwas schief läuft. Als sie jetzt persönlich vor dem Schloßtor hoch zu Roß steht, fällt ihr wieder ein, woher sie die Gegend kennt. Sie selbst hat das Schloß verflucht und alle seine Bewohner darin. Damals, als diese Paar zu den Dreizehn Hexen kam und um Hilfe bat, ein Kind zu bekommen.

Sie, die dreizehnte und mächtigste Hexe wurde nicht um Rat gefragt oder um Hilfe gebeten. Nein, ihre verdammten Zirkelschwestern brauchten sie nicht. Fast jede kam auf ihre Kosten, nur sie nicht. Jedes Mal das selbe! Aber diesmal nicht! Sie hatte sich gerächt und sollten sich diese Leute, sollten sie noch leben, IHR in den Weg stellen, dann Gnade ihnen Gott!

Malefitz bricht in ein schallendes, höhnisches, keifendes Gelächter aus, welches im Inneren des Schlosses durch den Fluch noch seltsamer klang, dann befiehlt sie ihren Truppen den Angriff: „Vorwärts, meine Teufelsbrut!! Öffnet das Tor und nehmt alle Lebenden gefangen! Bringt mir Schneewittchen und ihre Helfer lebend! Ich will mich mit ihnen noch vergnügen, wenn wir wieder in unserem Schloß sind! VORWÄRTS!!“

Malefitz Trolltruppen rücken zu Tor vor. Durch den Fluch können Harald und die Zwerge keinen Widerstand von den äußeren Wehrgängen leisten, da sie viel zu langsam sind. Erst im Innenhof ist eine Verteidigung möglich. Selbst Mathilde, Dorothea und Schneewittchen haben sich gerüstet und bewaffnet, obwohl Harald dagegen war. Die Zwerge haben einige Kriegsmaschinen aus dem Arsenal flott gemacht und aufgestellt. Zwei Ballisten, eine bemannt mit Dorothea, Schlafmütz und Happy sowie eine mit Schneewittchen, Seppel und Hatschi, zielen geladen und gespannt auf das Tor. Harald in seiner königlichen Rüstung, Mathilde in Schildmaidrüstung und Chef bilden das Zentrum der kleinen Abwehrlinie auf dem Schloßhof.

„Warum hören wir keine Schläge gegen das Tor“, fragt Mathilde verwundert.

„Die Zugbrücke ist oben und der Graben um das Schloß schützt uns zusätzlich. Wenn ich mich recht erinnere, beginnt Malefitz Fluch direkt am Graben. Ihre Truppen werden davon auch beeinträchtigt sein, schätze ich, wenn sie nichts dagegen unternimmt“, erklärt Harald.

„Dann sollten wir uns das auf den Zinnen mal anschauen“, sagt Chef und rennt los.

„Halt! Bleib in der Linie!“, ruft Harald ihm hinterher, aber Chef erklimmt schon den Wehrgang.

Harald und Chef sollten beiden Recht behalten. Draußen vor dem Tor spielen sich merkwürdige Szenen ab, die Malefitz Truppen verunsichern. Zum Einen waren sie schlau genug, den Graben mit Baumstämmen zu überbrücken, zum anderen sieht es so aus, als ob die Leute mit den aus weiteren Stämmen schnell gefertigten Leitern, so wie sie den überbrückten Graben betreten, sich nur noch alle Stunde einen Zentimeter bewegen.

Malefitz bekommt einen Tobsuchtsanfall, flucht wüst herum und muß erkennen, das ihr eigener Fluch nun sie selbst behindert. Just als sie den Fluch aufheben will, kommt ihr wieder in den Sinn, das dort in dem Schloß hunderte Leute erwachen würden, die alle mit dem Schwert umgehen können und ihre Truppe sofort nieder machen würden. Nein, sie muß die Ruhe bewahren. Sie ist so kurz vor dem Ziel, Schneewittchen in die Finger zu kriegen, das sie jetzt nichts durch eine unüberlegte Aktion alles kaputt machen darf.

Tausende Möglichkeiten schießen ihr durch den Kopf, aber sie verwirft alle wieder als zu gefährlich und missionsgefährdend. Mühsam beherrscht sie sich und ruft ihre Truppenführer zu sich.

Bebend vor Zorn versucht sie ihren leicht beschränkten Trollsoldaten die Situation zu erklären, was aber nicht wirklich von Erfolg gekrönt ist. Sie scheinen zu verstehen, das ihre Leiterleute von einem Fluch über dem Schloß betroffen sind, aber nicht, warum die Herrin diesen nicht aufhebt, wenn’s doch der ihre ist.

Bevor Malefitz ob dieser Beschränktheit ihrer Truppen explodiert, befielt sie, hier ein Belagerungslager einzurichten und vor allem, ihr ein Zelt aufzustellen. Die Soldaten sollen die in Superzeitlupe aufgestellten Leitern beobachten und warten bis die Aufsteller Vollzug melden, egal wie lange es dauert. Murrend und kopfschüttelnd gehen die Trollartigen an die Arbeit.

Das Lager steht nach kurzer Zeit und die Soldaten machen es sich auf ihren Beobachtungsposten bequem. Malefitz verschwindet in ihrem Zelt und überlegt sich zum einen, was sie Schneewittchen und den anderen alles antun kann, wenn sie sie in ihrer Gewalt hat und zum anderen, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, den Fluch entweder zu umgehen oder irgendwie für sich auszunutzen.

Chef ist mittlerweile auf dem Wehrgang angekommen und schielt vorsichtig durch die Schießscharten. Er sieht, wie in Windeseile ein Zeltlager auf dem Weg errichtet wird und sich die Soldaten auf die Belagerung einrichten. Das alles dauert nur Sekunden. Gleichzeitig sieht er, wie geglättete Baumstämme über den Graben gelegt und Leitern aus gekerbten Stämmen in Stellung gebracht werden. Dies läuft aber in der selben Zeit ab wie im Schloß. Chef rennt zurück zu Harald um zu berichten.

Harald nimmt den Bericht von Chef mit Genugtuung, aber auch mit Sorge auf. „Wie viele Leitern hast Du gesehen, Chef?“, fragt Harald nach.

„Das waren bloß eine Handvoll und wir kommen durch die Schießscharten an sie heran“, antwortet Chef.

„Sehr gut, dann werden wir beide das tun, der Rest bleibt hier in Bereitschaft. Da sie das Tor nicht direkt angreifen können, werden sie versuchen an den Mechanismus heran zu kommen. Das müssen wir verhindern, uns dabei aber nicht erwischen lassen. Los geht’s. Du links, ich auf der rechten Seite“, erklärt Harald, dann laufen sie los.

Malefitz trollartige Hilfstruppen haben die Leitern angelegt und die ersten klettern hinauf. Aus dem Lager sieht das Ganze relativ putzig aus, wie die gekerbten Stämme in Superzeitlupe an die Mauern gestellt werden und sich die Leute daran machen, hoch zu klettern. Von weitem sieht es sogar lustig aus, wie die Leitern weggeschoben werden und samt den sich darauf befindenden Leuten umstürzen. Harald und Chef können alle aufgestellten Leitern aus Schießscharten heraus zum Umstürzen bringen und den ersten Angriff somit abwehren.

Nachdem der Truppführer der Leitermänner, der selbst außerhalb des Fluchbereichs steht, sich vom Lachen erholt hat, überlegt nun, wie er das Ganze besser machen kann, denn ein Tritt seines vorgesetzten Offiziers und Gesamttruppführers holt ihn in die Realität zurück.

Es werden Verbesserungen an den Leitern vorgenommen, so daß sie nicht mehr zur Seite umfallen können. Ein erneuter Versuch wird unternommen, die Mauern zu stürmen. Nach einer elend langen Wartezeit stehen die Leitern und die Ersten erklimmen diese. Harald und Chef müssen sich diesmal etwas mehr anstrengen, an die Leitern heran zu kommen, denn einfach von der Seite umstoßen geht nicht mehr.

Sie schaffen es, drei von vier Leitern so auszuhebeln, das sie nach hinten über den Graben zurück kippen, aber an die vierte Leiter kommt Chef nicht heran. Eine Handvoll Trollartige kann so die Mauer erklimmen und steht oben auf dem Wehrgang. Sie werden zwar von den Verteidigern im Hof mit Armbrüsten unter Feuer genommen, aber sie können sich hinter der inneren Wehrmauer verstecken. Harald und Chef laufen direkt zum Mechanismus der Zugbrücke und des Tors, um beides direkt vor Ort zu verteidigen.

Erst mit einiger Verspätung durch den Fluch bemerkt der Leitermännertruppführer, das zumindest eine seiner Einheiten Erfolg beim Erklimmen der Mauer Erfolg hatte. Stolz macht er Meldung. Sein Vorgesetzter fragt ihn allerdings, warum die Zugbrücke immer noch oben ist. Da der Truppführer dies nicht beantworten kann, wird er mit einem Fußtritt wieder an die Frontlinie befördert. Grummelig bellt er seine Leute an, die sich in Superzeitlupe für ihn einer nach dem anderen die letzte Leiter hoch arbeiten.

Der Zugang zur Winde der Zugbrücke und des Tors befindet sich in einem schmalen Gang und somit haben Harald und Chef relativ leichtes Spiel, den Ansturm der ersten fünf Trollartigen in Schach zu halten, da diese nur nacheinander einzeln angreifen können. Haralds alte Schwertkampfausbildung kommt ihm nun zu Gute und ihm fällt immer mehr wieder ein. Schnell hat er die ersten drei Angreifer außer Gefecht gesetzt und zu Boden geschlagen, so daß sie die Nachrückenden sogar behindern. Chef steht als zweite Reihe hinter ihm und deckt die frei werdenden Räume ab, wenn Harald einen an die Wand drückt.

Ein warnender Ruf Mathildes verhindert, das Harald und Chef von den nachrückenden Angreifern überrascht werden. Jetzt haben es die beiden aber nicht mehr nur mit fünf Angreifern in dem Gang zu tun sondern mit über zwanzig. Harald und Chef wehren sich verzweifelt, aber ein kombinierter, gemeinsamer Ansturm der gesamten Angreifer ohne Rücksicht auf Verluste reicht aus, um Harald und Chef einfach umzuwerfen und am Boden zu halten. Die letzten der Gruppe steigen einfach über das Knäuel der am Boden liegenden Kämpfer hinweg und entriegeln die Zugbrücke.

Die Verteidiger im Hof müssen verzweifelt mit anhören, wie die Zugbrücke vor dem Tor zu Boden rasselt und krachend aufschlägt. Für die Truppen draußen fällt sie allerdings mit einer solchen Langsamkeit zu Boden, das sie es erst später mitbekommen. Der Obertruppführer läßt seine Infanterie sammeln und antreten. Er wartet noch, das sich auch das Tor noch öffnet, ohne das seine Leute es einschlagen müssen.

Die beiden mutigen Verteidiger Harald und Chef sind von dem Stoßtrupp überwältigt, entwaffnet und gefesselt worden. Höhnisch lachend machen sie sich daran, das Tor zu öffnen. Krachend entriegelt es sich und die Torflügel schwingen ganz langsam nach innen. Draußen wird das vom Kommandanten trotz der Langsamkeit mit bekommen und er informiert Malefitz. Deren schlechte Laune verfliegt zum Teil und sie tritt aus dem Zelt. Ihre Infanterie rückt bereits auf das geöffnete Tor zu, während sie auf ihr Kriegsroß steigt.

Siegessicher marschiert der Trupp auf das Tor zu. Der Stoßtrupp, der das Tor öffnete, geht geschlossen mit seinen beiden Gefangenen zurück auf den Wehrgang der äußeren Mauer, so daß sie nicht mitbekommen, was sich auf dem Hof abspielt. Als sich die Torflügel zur Hälfte geöffnet haben, steht Malefitz Infanterie geschlossen auf der Zugbrücke. In diesem Moment gibt Mathilde den Befehl, die erste Baliste auf das Tor abzufeuern und sofort nachzuladen.

Dorothea löst die Verriegelung der Baliste und der mannsgroße Pfeil fliegt flach über den Hof auf das Tor zu und mitten durch die beiden Torflügel hindurch. Die Verwirrung unter den trollartigen Soldaten ist immens, als fünf von ihnen aufgespießt auf den Pfeil von der Zugbrücke stürzen und einige andere dabei umreißen. Schlafmütz und Happy spannen sofort die Baliste und laden nach. Auch Schneewittchen feuert ihre Baliste ab, dann spannen Seppel und Hatschi neu und laden nach. Und auch Schneewittchens Pfeil erwischt auf der anderen Flanke des Trupps einige Soldaten voll.

Angebrüllt und mit Fußtritten vom Kommandanten sowie wüsten Verwünschungen von Malefitz neu motiviert, stürmt die Infanterieeinheit in wilder Wut brüllend vorwärts durch das Tor. Malefitz sieht von ihrem Standort aus die ganze Szenerie in Superzeitlupe. Nur millimeterweise bewegen sich ihre Truppen auf der Zugbrücke und auch die Geschosse der Balisten fliegen so langsam, das man glaubt, sie schweben in der Luft. Trotzdem haben ihre trollartigen Soldaten keine Chance den beiden nächsten Pfeilen auszuweichen, die Dorothea und Schneewittchen auf sie abschießen. Wieder werden ein gutes Dutzend außer Gefecht gesetzt.

Zum Nachladen kommen die sieben aber nicht mehr, da nun der Stoßtrupp, welcher das Tor öffnete, vom äußeren Wehrgang hinab gestiegen ist und ihnen in die Flanke fällt. Die Frauen weichen zurück und die vier Zwerge versuchen verzweifelt ihren Rückzug zu decken. Allerdings werden sie schnell von den anstürmenden Trollartigen übermannt. Nach einem sehr kurzen Rückzuggefecht sind alle sieben in der Hand von Malefitz Truppen und die Hexe reitet wie ein Feldherr auf ihrem Kriegsroß in den Schloßhof. Ihr Kommandant meldet Vollzug und die Gefangenen werden vor ihr aufgereiht. Höhnisch lachend schaut Malefitz vom Feenstein auf ihre Beute herab, ehe sie vom Pferd steigt.

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Während Malefitz etliche Tage vor dem verfluchten Schloß König Haralds verbracht hat, ehe sie es eroberte und alle Anwesenden gefangen nahm, brechen die Bremer Stadtdefloranten, Brummbär, der verletzte Pimpel, die Amazone Agathe und die Heilerin Miri nach einer eigentlich ereignislosen Nacht vom Gasthaus in Richtung König Haralds Schloß auf. Dank des beherzten Eingreifens von den beiden Zwergen und den tierischen Freunden auf der Hinreise ging diese Übernachtung und das Frühstück aufs Haus. Die Wirtsleute unterrichteten die Freunde darüber, das der örtliche Wachkommandant wegen des damaligen Vorfalls keine weiteren Ermittlungen angestellt hatte, da die ganze Situation mit den auf mysteriöser Weise verschwundenen Trollartigen für einen offiziellen Bericht zu abenteuerlich schien.

Die Zwerge, Sven, der Esel, Strolch, der Hund, Anastasia, die gestiefelte Katze und Florian, der Hahn, nutzten die Nacht für eine ausgiebige Mütze voll Schlaf. Agathe ging ihrer Lieblingsbeschäftigung nach und ließ Miri kaum schlafen. Nicht nur, das Agathe sie mindestens dreimal ausgiebig in jedes Loch fickte mit ihrem immer harten Transenprügel und vollspritzte, nein, sie probierte in Miris geschundenen Ficklöchern auch alle gegossenen Dildos aus. Miri dachte eigentlich, sie könnte ihren Hintern in dieser Nacht etwas Ruhe gönnen, aber sie machte die Rechnung ohne ihre Herrin Agathe. Am nächsten Morgen war Agathe topfit, aber Miri sah etwas gerädert aus. Die Freunde mutmaßten, ob ihr etwas steifer, O-beiniger Gang an der durchfickten Nacht lag oder an den nun zwei Riesendildos, die Agathe Miri vorne und hinten rein geschoben hatte.

Die Reise der Freunde auf der Straße zurück zum Schloß verläuft ereignislos. Ihnen begegnet auch niemand auf der Straße. Ehe sie der Stadt um das Schloß von König Roland, nun okkupiert von Malefitz, zu nahe kommen, biegen sie in die Wälder ab und laufen in Richtung der Hütte der Zwerge.

Als sie sich der Hütte nähern, erkennt Brummbär schon von weitem, das etwas nicht stimmt. Er läßt seine Freunde stehen und rennt auf die Hütte zu.

„Hey, was ist los“, ruft Strolch ihm nach.

„Hat sich wieder jemand bei ihnen eingenistet?“, grinst Sven.

Brummbär bleibt kurz vor der Hütte wie angewurzelt stehen. „Verflucht!“, schreit er. Die anderen laufen schnellstmöglich zu ihm und sehen, was er meint. Die Hütte ist nicht nur geplündert, sondern auch verwüstet worden. Tränen laufen Brummbär und Pimpel über das Gesicht. Diese Hütte war sehr viele Jahre ihr Zuhause gewesen und nun wurde sie von Vandalen zerstört.

Agathe und Miri versuchen die beiden Zwerge zu trösten, aber dann wirft Anastasia ein: „Leute, wir müssen sofort zum Schloß von König Harald! Wenn das hier Malefitz Werk war, denn sie kannte die Hütte, vielleicht können wir am Schloß noch das Schlimmste verhindern.“

Brummbär schluckt seine Trauer herunter und faßt sich: „Ja, Katze, Du hast Recht. Hier ist nichts mehr zu machen, also los. Beeilen wir uns!“

Ohne weitere Worte macht sich die Gruppe auf den Weg. Schnell erreichen sie den Wald und arbeiten sich vorwärts, was diesmal durch den Karren um einiges schwerer ist. Agathe und Brummbär hacken kräftig und ausdauernd die Ranken, das Unterholz und die tief hängenden Äste aus dem Weg, während Sven zusammen mit den anderen sein Bestes gibt, den Karren durch das schnell nach wuchernde Dickicht zu zerren.

Überrascht halten sie inne, als sich vor ihnen eine gut vier Meter breite Schneise auftut. Sie wundern sich, warum hier auf einmal keinerlei Pflanzen nach wuchern. Als sie sich aber klar werden, das diese Schneise durch den Wald ziemlich genau zum Schloß von König Harald führt, befällt sie ein ungutes Gefühl. Schnell marschieren sie auf dem Weg Richtung Schloß, immer auf der Hut, was vor ihnen sein könnte. Florian hält es nicht mehr aus und fliegt voraus.

Florian fliegt die Schneise entlang, bis das Schloß in Sicht kommt. Die Zugbrücke ist unten und das Tor steht offen. Florian fliegt über die Schloßmauern. Auf dem Schloßhof sieht er zwei Balisten, die auf das Tor ausgerichtet sind, aber nicht gespannt oder geladen sind. Er fliegt an den Fenstern vorbei und lauscht hinein, ob er irgendwo Stimmen oder andere Geräusche hören kann. Er hört nichts, das Schloß ist absolut still, selbst in seinem Hühnerhaus herrscht gähnende Leere.

Verzweifelt fliegt Florian zurück über die Mauer, aber seine Freunde sind schon eingetroffen. Er berichtet schnell, was er gesehen und gehört, beziehungsweise nicht gehört und gesehen hat. Agathe schaut sich auf der Zugbrücke um und entdeckt die vier Pfeile der beiden Balisten, aber nichts, was sie getroffen haben.

„Hier hat definitiv ein Kampf stattgefunden, aber ich sehe kein Blut oder Leichen“, bemerkt Agathe.

„Ist das gut oder schlecht?“, fragt Brummbär.

„Gute Frage“, sagt Agathe und kratzt sich am Kinn. „Das Gute ist, wir haben keine Leichen eurer Freunde gefunden, also denke ich mal, das sie noch leben. Die Pfeile im Burggraben, die Abdeckungen und umgefallenen, eingekerbten Baumstämme belegen, das sie sich gewehrt haben. Warum aber nirgendwo überhaupt Leichen sind, wundert mich. Denn wenn so ein Balistenpfeil in einen Trupp Soldaten einschlägt, vor allem gerade von vorne, geht das nicht ohne eine Handvoll Verwundeter und Toter ab. Wo sind die aber?“

„Ich denke mal, das Malefitz aufgeräumt hat, beziehungsweise das ihre Schergen keine Leichen hinterlassen, wie in Murolosch oder im Gasthaus“, sagt Anastasia sinnierend.

„Ob Malefitz sie alle gefangen und mitgenommen hat?“, fragt Strolch ängstlich.

„Anzunehmen“, entgegnet Anastasia.

„Oh mein Gott, dann werden Dorothea und ihre Familie sterben! Von den anderen ganz zu schweigen“, ruft Sven panisch.

„Malefitz ist rachsüchtig. Hoffen wir, das sie ihre Rache lange auskosten will. Dann wird sie einen Weg finden, das Dorothea, Harald und Mathilde nicht an dem Fluch sterben. Wir müssen uns aber beeilen, in die Stadt und das Schloß zu kommen, um das Schlimmste zu verhindern. Sie war hinter Schneewittchen her, die anderen sind quasi ein Bonus. Was sie mit ihnen vor hat, möchte ich mir nicht vorstellen“, erklärt Anastasia.

„Dann müssen wir umgehend aufbrechen. Ich denke mal, diese Schneise führt direkt aus dem Wald zur Stadt“, fordert Brummbär.

„Was machen wir mit Pimpel? Er ist immer noch verletzt“, wirft Miri ein.

„Mir geht es gut. Ich bin dabei! Untersteht euch, mich zurück zu lassen!“, ruft Pimpel.

„Hier wird niemand zurück gelassen. Uns wird vor Ort schon was einfallen“, sagt Anastasia.

Die Gruppe bricht sofort auf und marschiert schnellen Schrittes die Schneise entlang, bis sie auf die Straße kommen. Sie sammeln sich am Straßenrand, sondieren die Lage und schmieden Pläne, die Stadt und das Schloß zu infiltrieren.

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Malefitz steigt von ihrem hohen Roß herab und stolziert vor den vor ihr aufgereihten Gefangenen auf und ab. Sie überblickt die Reihe noch einmal, dann stellt sie sich vor Harald, Mathilde und Dorothea auf.

„Wen haben wir denn hier? Ihr Beiden kommt mir bekannt vor, kann das sein?“, sinniert Malefitz und streicht sich am Kinn.

Harald blickt sie haßerfüllt an. „Ja, wir kennen uns. Verfluchtes Hexenweib! Hebe‘ den verdammte Fluch auf, der auf meinem Schloß lastet und laß uns ehrenhaft kämpfen! Dein bester Mann gegen mich!“

„Und dann? Ich habe euch doch schon besiegt, warum sollte ich so ein Risiko eingehen? Lachhaft! Aber ich erinnere mich. Kann es sein? Ist das schon so lange her? Solltet ihr nicht alle schon seit 100 Jahren tot sein?“, grinst Malefitz.

„Deine Kolleginnen haben Deinen miesen Fluch abgeschwächt, aber leider nicht abwenden können. Aber wie Du siehst, sind wir quicklebendig, aber leider an diesen Ort gebunden“, erklärt Harald.

Malefitz lacht laut auf. „So so, haben meine Kolleginnen das? Und was hat es euch gebracht? Ein Schloß voller Statuen und der König des Schloßes vor mir auf den Knien. Jetzt nach über hundert Jahren werde ich euch endgültig erledigen, da ihr Schneewittchen Unterschlupf gewährt habt. Und das bringt mich zu euch halben Portionen hier“, verkündigt Malefitz und wendet sich den fünf Zwergen zu. Mathilde und Dorothea starren Malefitz mit feuchten Augen böse an. Sollte das nach all den Jahren jetzt doch das Ende sein, nachdem sie nun gerade erst wieder erweckt wurden?

Malefitz schreitet die Reihe zu den Zwergen ab, dann baut sie sich vor ihnen auf, die Arme in die Hüften gestemmt, die Beine leicht gespreizt, die Füße in den femininen Kampfstiefeln leicht nach aussen gedreht. Ihre eingeschnürten Brüste beben vor lüsterner Erregung.

„Ihr seit auch dran, weil ihr Schneewittchen Unterschlupf gewährt habt. Was soll ich mit euch halben Hosen machen? Eigentlich sollte ich euch auf der Stelle von meinen Leuten kalt machen lassen. Warum habt ihr Schneewittchen geholfen? Los redet! Warum?“, keift Malefitz.

Die fünf Zwerge hocken gefesselt vor ihr und würdigen sie keines Blickes. Nur Seppel, der jüngste, dreht seinen Kopf zu ihr und grinst: „Weil sie ein süßes Mädel ist.“ Dann streckt er ihr die Zunge heraus und die anderen Zwerge kichern leise.

Malefitz zieht gut hörbar die Luft ein. Ihr Gesicht verfinstert sich. Sie ballt die Fäuste und diese beginnen bläulich zu glühen. Eigentlich möchte sie diese fünf unverschämten Gesellen auf der Stelle zu Asche zerbraten, aber da schießt ihr ein Gedanke durch den Kopf. Zerbraten geht zu schnell und ist viel zu gut für die Burschen.

Malefitz entspannt sich wieder, ihre Hände hören auf zu glühen, ihr finsteres Gesicht verzieht sich zu einem teuflischen Grinsen. „Ja, Kleiner, Du hast recht. Ein süßes Mädel ist sie wirklich.“

Jetzt wendet sie sich schlußendlich zu Schneewittchen. Malefitz stellt sich vor ihr hin, bebend vor Zorn und Erregung, weil sie endlich am Ziel ist. Schneewittchen ist endlich in ihrer Hand und nebenbei rattert ihr Verstand alle möglichen und unmöglichen Grausamkeiten durch, die sie Schneewittchen antun will. Sie packt die gefesselte Schneewittchen bei der schwarzen Mähne und zerrt sie hoch. „Und weil sie so ein süßes Mädel ist, wollen wir alle mit ihr unseren Spaß haben, nicht wahr, Leute?“

Ihre Schergen jubeln lautstark und feiern Malefitz. Malefitz wendet sich an die anderen und ruft: „Und ihr dürft hautnah dabei sein, wenn wir unseren Spaß mit ihr haben!“

Sie wirft Schneewittchen zurück in den Staub, dreht sich um und winkt ihren Kommandanten heran. „Verschnürt sie noch mal alle gründlich und verladet sie auf die Pferde. Wir kehren in unser Schloß zurück. Vorwärts!“

„Hey, Malefotz, du dreizehnte Fotze des Kreises der dreizehn Schlammfotzen! Hast Du begriffen, was ich vorhin sagte?“, ruft ihr Harald mit funkelnden Augen nach.

Malefitz bleibt stehen, atmet einmal tief durch, dann dreht sie sich auf dem Absatz um und stapft direkt auf Harald zu. Sie bleibt kurz vor Harald stehen, beugt sich zu ihm herunter, packt ihm am Kinn und schaut ihm direkt in die Augen.

„Du kannst uns nicht von hier weg bringen. Es würde uns drei nach kurzer Zeit umbringen. Wo wäre da der Spaß für dich? Hä, Malefotz?“, raunt ihr Harald zu, ihren stechenden Blick eisern standhaltend.

„Deine beiden Fotzen können mich, meine Männer und meine Tiere wunderbar unterhalten, aber wofür brauche ich eigentlich Dich, König Harald von gar nichts?“, raunt sie ihm zu.

„Ich mache Deine Party vollständig. Brauchst Du nicht noch ein paar Zuschauer, die Du an die Wand ketten kannst? Ich bin ideal dafür“, grinst ihr Harald ins Gesicht.

Lachend erhebt sich Malefitz, dann gibt sie Harald einen harten Tritt vor die Brust, so daß er nach hinten umfällt. „Stopft ihm das Maul, wenn ihr ihn verschnürt.“

Malefitz macht eine kreisende Handbewegung, murmelt ein paar magische Formeln, dann legt sie Harald, Mathilde und Dorothea kurz die Hand auf den Kopf. Ohne ein weiteres Wort dreht sie sich um und geht zu ihrem Kriegsroß. Sie steigt auf und brüllt: „Macht die Gefangenen fertig und dann Abmarsch!“ Sie gibt ihrem Pferd die Hacken und reitet aus dem Schloß.

Ihre Soldaten wuseln umher und verschnüren die Gefangenen, laden sie auf die Pferde, dann folgen sie Malefitz aus dem Schloß. In kurzer Zeit bildet sich eine Marschordnung und die Kolonne marschiert die Schneise entlang Richtung Stadt.

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ISBN: 9780463967812

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