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Wieder zuhause

War das wirklich eine überlegenswerte Alternative? Ein Schwein, ein Hängebauchschwein? Von allem abgesehen war ich doch sowieso nicht mehr in der Lage, irgendwelche Entscheidungen für mich zu treffen. Ich war auf Gedeih und Verderb auf Menschen angewiesen. Ich konnte vielleicht noch entscheiden, ob ich mich an dem ersten oder zweiten Busch erleichterte oder ob ich nun belle oder nicht aber das war es dann schon. Menschen entschieden für mich, wann ich einen Spaziergang mache, wohin es geht, ob und wann ich etwas zu fressen bekomme und und und. Lisa war nett, aber trotzdem war sie eine große faltige Fleischrolle, die sich entweder im Matsch suhlte, schlief oder fraß. Nein, weg mit diesen Gedanken.

Die Tage vergingen und die Zeit war durch die vielen Tierkollegen doch recht kurzweilig. Wir hatten keine Langeweile und hatten stets genug zu fressen und wurden nett behandelt. Wir hatten noch viel Kontakt mit Lizzy und Lisa und auch der Macho-Mastiff schien sich an uns gewöhnt zu haben. Ich habe mich vorsichtig verhalten, so dass Alex nicht eifersüchtig wurde. Meine schmachtenden Blicke zum Mastiff hat er auf jeden Fall nicht bemerkt.

Eines Tages kam dann Janine mit unseren Herrchen. Als der Zwinger aufging, gab es dann ein großes Hallo. Wir bellten freudig und sprangen wie von Sinnen an ihnen hoch. Sie knuddelten und streichelten uns und bedachten uns mit lieben Worten. So interessant es hier in der Hundepension gewesen war, so sehr freuten wir uns auf unsere Eigentümer. Es war ein unbeschreiblich tolles Gefühl, vertraute Menschen wiederzusehen und gleichzeitig zu wissen, dass es wieder nach Hause geht.

„Sie waren ganz lieb und haben keinen Ärger gemacht“, meinte Janine. „Olga hat gute Anlagen und hat viel Talent gezeigt. Sie braucht nur eine starke Hand und eine vernünftige Ausbildung“.

„Fein Olga, toll hast du das gemacht!“, sagte ein sichtlich stolzer Rolf. Und schon warf er mir ein Leckerli zu.

„Ich habe bemerkt, dass Olga keine Hundemarke trägt. Sie müssen ihr umgehend eine besorgen.“ Barbara und Rolf schauten sich erschrocken an.

„Sie haben Recht, das haben wir vollkommen vergessen. Wir sollten vielleicht auch gleich eine Tierhaftpflichtversicherung abschließen. Man weiß ja nie, was so ein Hund alles anstellt.“

Anschließend legten sie uns die Leinen um und ab ging es zum Auto. Ein Hopp und dann waren wir auch schon wieder in unserer Transportbox. Ein wenig jammerten wir leise, als wir den Hof verließen, denn es hatte uns gut gefallen und wir ließen ein paar nette Freunde zurück.

Zuhause fühlten wir uns heimisch und sofort ging es dort auch in den Garten. Mensch, was war denn mit mir los? Ich musste sofort wieder an Alex Baummarkierungen riechen. Irgendwie erregte mich das. Das geht doch nicht! Ich muss lernen, das zu unterlassen.

Nachdem wir unseren Napf geleert hatten, legten wir uns nebeneinander auf die faule Haut in unser Körbchen. Als es dann dunkel wurde, hörten wir ein lautes Grollen. Ich kannte das Geräusch von früher, das war ein Gewitter. Obwohl ich das Geräusch kannte und Gewitter immer als gemütlich empfunden hatte, beunruhigte es mich nun. Nicht nur Alex wurde unruhig und begann zu jaulen, mir ging es ganz genauso. Was war denn nur los mit mir? Schon wieder ein Hundeinstinkt, der die Oberhand in meinem Bewusstsein übernahm.

Wir drängten uns immer näher aneinander und jaulten immer lauter, je mehr es draußen gewitterte. Dann kamen auch Herrchen und Barbara zu uns und versuchten, uns zu beruhigen.

„Ruhig ihr beiden, ist doch nur ein Gewitter. Es passiert euch doch nichts.“ Die ruhigen Worte wirkten auf uns und es ging ein bisschen besser.

„Rolf“, sagte Barbara. „Komm lass uns die beiden mit ins Schlafzimmer nehmen. Ausnahmsweise können wir das mal machen.“ Dann nahmen sie uns mit und sie schafften auch unser Körbchen rein. „Ins Bett kommen sie auf keinen Fall. Dann riecht hinterher alles nach Hund“. Und so kuschelten wir uns ganz eng aneinander in unserem Körbchen. Ich fühlte mich ein bisschen wohler mit Alex so nah neben mir. Ab und zu leckte er auch mein Gesicht ab und dafür war ich ihm sehr dankbar. Das half und so schliefen wir wieder ein.

Am nächsten Tag war wieder alles gut und ich erhielt auch meine Hundemarke. Ein kleines Blechschild, das an mein Halsband kam. Das klingelte immer so schön wie bei allen anderen Hunden, nur dass ich nun nicht mehr lautlos umherlaufen konnte. Wieder mal war ich stolz auf ein weiteres Merkmal, dass mich zu einem echten Hund machte. Allerdings entfernte ich mich damit auch immer mehr vom Menschsein. Würde es jemals einen Weg zurückgeben? Nicht, dass ich zurückwollte, aber wenn dieser Weg für immer abgeschnitten und unmöglich wäre, würde mich das doch beunruhigen. Da konnte ich ein Gespräch von Barbara und Rolf hören, dass sie mit bedeckter Stimme in der Küche führten.

„…und du bist dir sicher, dass die Hypnose anhält?“, meinte Barbara.

„Natürlich. Sie wird nur erwachen wenn das Safeword fällt. Falls nicht, bleibt sie bis zum Lebensende hypnotisiert.“

„Das hast du auch geschickt eingefädelt. Die Mails, die Chats und die Telefonate und dann ging es ganz problemlos, als sie dich besuchte. Jetzt haben wir unsere eigene Human-Hündin und das Beste ist, ihr scheint es zu gefallen.“

„Siehst du, da tun wir ihr doch sogar einen großen Gefallen“, grinste Rolf.

„Da hast du vermutlich Recht und wir brauchen gar kein schlechtes Gewissen haben. Ich denke auch, wir tun ihr was Gutes. Sie ist uns bestimmt dankbar. Was ist mit der Rückfallebene bei der Hypnose? Man sagt doch, dass es immer besser ist, wenn jemand zweimal hypnotisiert ist. Falls er erwacht, ist da immer noch die andere Identität als Rückfallebene. Du hättest sie anschließend noch in ein anderes Tier versetzen sollen, damit nicht die Gefahr besteht, dass sie wieder Mensch wird. Stell dir mal vor, sie könnte uns verklagen und wir würden unseres Lebens nicht mehr froh!“

„Keine Sorge, das Safeword ist sicher.“

„Ich habe da eine Idee“, meinte Barbara nun mit einem Grinsen. Mehr konnte ich nicht hören, da Alex mich anstupste und anscheinend etwas schmusen wollte. Wir leckten uns gegenseitig ein wenig ab und da hatte ich das Gespräch, dem ich sowieso nicht so richtig folgen konnte, und noch weniger verstanden hatte, schnell wieder vergessen.

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Neue Erfahrungen von Olga

„So ihr lieben Hündchen, wir gehen spazieren“, sagte Barbara am nächsten Morgen. Das Wort Spazieren löste in uns natürlich sofort eine unruhige Freude aus und sofort standen wir parat und warteten auf unsere Leinen. Ein Sprung in die Transportbox und schon fuhr Rolf los.

Wir hielten vor einem bekannten Haus. Das war doch der Tierarzt. Was sollten wir denn dort? Es war doch keiner von uns krank. Oder vielleicht doch?

Erst war Alex dran. Man hob ihn auf den Behandlungstisch und dann tastete der Arzt ihn ab, schaute in sein Maul und die Ohren. Das ließ er alles geduldig über sich ergehen, denn er reagierte in der Regel immer ziemlich gelassen auf einen Besuch beim Veterinär. Danach war ich an der Reihe. Sie hoben mich auf den Tisch und dann folgte das Gleiche bei mir. Ich war da doch ein bisschen ängstlicher und sträubte mich ein wenig. Früher hatte ich kein Problem damit, zum Arzt zu gehen. Doch als Tier ist man da ein bisschen hilfloser. Vor allen Dingen weiß man da nicht so genau, was da noch kommen mag.

Irgendwie bin ich wohl danach eingeschlafen. Ich wurde erst wieder im Auto wach. Da befand ich mich alleine in der Transportbox. Wo war denn Alex geblieben? Das machte mich dann doch etwas ängstlich und ich ließ ein Jaulen hören.

„Ganz ruhig, Olga. Es ist alles gut, keine Sorge“, sagte Rolf vom Fahrersitz. Das machte mich immer neugieriger, obwohl ich noch ziemlich benebelt war. Wo fuhren wir hin, wo war Alex? Das kam mir nicht geheuer vor. Als wir anhielten, erkannte ich den Hof der Hundepension. Was wollten wir denn hier? Herrchen fuhr doch nicht schon wieder in Urlaub und wo war Alex?

Da kam auch schon Janine und begrüßte Herrchen. Beide kamen dann zu mir, legten mir die Leine um. Immer noch etwas benommen sprang ich hinaus. Sie gingen mit mir zu den Stallungen und hielten vor dem Gatter an.

„Komm Olga, schau mal, Lisa wartet schon auf dich. Freust du dich nicht, sie wiederzusehen?“

Wir gingen hinein und da sah ich auch schon Lisa. Sie kam auf mich zu gewabbelt und schien mich tatsächlich wiederzuerkennen. Freudig schnupperte ich an ihr und in dem Moment überkam mich ein seltsames Gefühl. Lisas Hängebauchschwein-Geruch kam mir auf einmal gar nicht mehr so gewöhnungsbedürftig vor. Als sie wieder in Richtung Stall trottete, schloss ich mich an und ich hatte die Empfindung, als müsse ich ihr einfach folgen.

Janine und Herrchen verschwanden und ich hielt mich nah bei Lisa. Ich machte ihr so ziemlich alles nach. Wenn sie aus dem einen Trog trank, oder aus dem anderen Trog fraß, dann tat ich es auch. Dabei störte es mich gar nicht, dass Schweinefutter komplett was anderes als Hundefutter war. Es gab Getreide, Gras und Grünzeug aller Art. Es war nur ungewohnt, dass ich meinen Kopf und das Gesicht so weit ins Futter hineinstecken musste, um es auch mit den Zähnen packen zu können. Als ich Lisa ansah, konnte ich mir vorstellen, wie ich vermutlich aussah. Nicht gerade sehr appetitlich.

Als die Nacht hereinbrach, legten wir uns nebeneinander auf ganz viel frisches Stroh in einen Stall mit Holzeinfassung. Da waren dann auch noch andere Hängebauchschweine. Die ließen sich aber von mir nicht irritieren, sondern grunzten einfach nur müde und zufrieden vor sich hin. Machte es denen denn nichts aus, dass ich eigentlich eine Hündin und noch eigentlicher ein Mensch, eine Frau, nein eine TS-Frau, also ein Mann war? Hmm, irgendwie hatte es den Anschein, als akzeptierten sie mich als ihresgleichen. Eigentlich sollte mich das erschrecken, doch stattdessen fühlte ich eine Art Genugtuung und Stolz. Quatsch, darauf kann man doch nicht stolz sein, oder? Wir würden sehen.

In den nächsten Tagen kam Janine immer mal wieder vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Ansonsten waren wir aber meistenteils alleine. Das heißt, alleine waren wir nicht, denn wir waren insgesamt 8 Hängebauchschweine bzw. Säue. Wir verstanden uns gut, solange eine dem anderen nicht das Futter wegfraß. Wir Säue befanden uns in einem recht großen Gatter, von dem aus wir auch auf die Wiese mit viel grünem Gras und Kräutern und Blumen konnten. Davon machten wir auch ausgiebig Gebrauch, denn die Tage bestanden hauptsächlich aus Fressen und Ruhen. Manchmal suhlten wir uns auch in kleinen Matschpfützen am Rande des Gatters. Am Anfang war das sehr gewöhnungsbedürftig. Allerdings lernte ich bald, das kühle Wasser zu schätzen und der getrocknete Schlamm half, die Mücken und anderes Ungeziefer fernzuhalten. Also lagen wir manchmal stundenlang in so einer Kuhle und genossen das wie die Menschen Sonnenbad am Strand.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit mittlerweile vergangen war, aber ich hatte mich an dieses Leben gewöhnt. Es war auf jeden Fall bequemer und angenehmer, als mein Leben als Hund. Von einem Hund wurde immer Gehorsam und gutes Betragen verlangt. Das interessierte hier niemanden. Als Sau war man vogelfrei. Keiner machte einem Vorschriften, man musste seinen Besitzer nicht stolz machen und es ging nicht alle naselang zum Tierarzt. Im Gegenteil, er kam sogar hierher und untersuchte uns. Das war doch nett. Da hatte man doch viel mehr Zeit zum Fressen.

Nach vielleicht mehreren Wochen hatte es gerade geregnet und die Pfützen waren randvoll mit frischem Wasser, worin sich die Umgebung spiegelte. Als ich dort hineinschaute, erschrak ich furchtbar. Das war doch Lisa, die mich aus der spiegelnden Oberfläche anschaute. Aber Lisa war gar nicht hier. Das war ich! Ich zitterte am ganzen Körper und konnte mich nicht mehr bewegen, so sehr war ich schockiert. Ich sah original aus, wie ich Lisa kannte. Das viele Fressen hatte mich ebenfalls zu einer runden und faltigen Fleischrolle gemacht. Mein Bauch hing bis auf den Boden und auf dem fast schwarzen Körper sah ich vereinzelte Borsten und Haare. Die Schnauze war von einem richtigen Schwein nicht mehr zu unterscheiden und die dreieckigen Ohren hingen weitestgehend schlapp nach vorne. Was war nur aus mir geworden? Gerade als ich in eine abgrundtiefe depressive Verzweiflung verfallen wollte, erschien Janine neben mir.

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